Der Gemeinderat unserer Stadt hat entschieden, dass die Pläne zum Museumsquartier in der ehemaligen Württembergischen Uhrenfabrik (Bürkareal) nicht fortgeführt werden. Er folgte einer überfraktionellen Vereinbarung der Gemeinderatsfraktionen CDU, Freie Wähler, SPD und Grüne. Die Entscheidung wurde auf Grund einer Kosten-Nutzen-Analyse getroffen, bei der das Rössle (Belebung Schwenninger Innenstadt) und neues gesamtstädtisches Schwimmbad bei beschränkten finanzielle Resourcen Vorrang haben.
Der Schwenninger Heimatverein fordert nun:
- Stärkung der bisherigen Schwenninger Museumstandorte (Uhrenindustriemuseum und Schwenninger Heimat- und Uhrenmuseum)
- Anpassung obiger Museen an heutige wissenschaftliche Standards
Anbei die Stellungnahme unseres Vereins (siehe auch HEIMATBLÄTTLE Februar und Leserbrief NECKARQUELLE)
Schwenningen ist kein Stadtteil von Villingen.
Den Vätern der Stadt Villingen-Schwenningen war es bewusst, dass es schwierig sein würde, einen Kulturstandort Schwenningen zu bewahren, sonst hätten Sie vermutlich nicht folgenden Passus in den Einigungsvertrag geschrieben.
Auszug:
10 Wahrung der Eigenart
Der Charakter der Städte Villingen und Schwenningen sowie das örtliche Brauchtum und Vereinsleben sollen in den Stadtbezirken erhalten bleiben und gefördert werden. Das kulturelle Leben der Stadtbezirke soll sich auch weiterhin ungehindert entfalten können.
11 Förderung der kulturellen Werte
Die Stadt Villingen-Schwenningen wird sich der Erhaltung und Förderung ihrer kulturellen Einrichtungen und Werte besonders annehmen. Dies gilt vor allem auch für die bereits bestehenden Museen und Archive…“
Vereinbarung über den Zusammenschluss der beiden Städte Villingen und Schwenningen vom 4.August 1971
Die Schwenninger Museen wurden nicht weiterentwickelt, im Gegensatz zum Franziskanermuseum. Nun geht es aber keinesfalls darum, das Franziskanermuseum schlecht zu machen. Es ist schön, dass wir dieses neuen Standards genügende Museum in Villingen haben. Es ist schön, dass es dort genug sehr gut ausgebildetes Personal gibt.
Die Weiterentwicklung der Schwenninger Museumslandschaft blieb leider seit der Städtefusion auf der Strecke. Es gab kaum Weiterentwicklung des Konzepts, es gab keine Weiterentwicklung der notwendigen zeitgemäßen Sicherheitstechnik. Die Museen wurden kaputtgespart.
Die Schwenninger wurden verströstet mit einer zukünftigen Optimierung der Museumslandschaft. Mit den städtischen Museumsleitern wurden deswegen neue Konzepte für das Heimatmuseum diskutiert.
Als der Sicherheitsstandard nicht mehr genügte, wurde die gleichzeitig mögliche Besucherzahl reduziert, die Öffnungszeiten massiv zurückgefahren, weshalb dann auch die Besucherzahlen zwangsläufig zurückgingen.
Nicht zuletzt, weil es keine Weiterentwicklung der Museumslandschaft gab, entstand eine Art Bürgerinitiative von engagierten Bürgern und Unternehmern, die 1994 ein Uhrenindustriemuseum auf den Weg brachten. Das Museum entstand durch viel ehrenamtliche Arbeit, Zuschüsse des Landkreises, der Stadt Villingen-Schwenningen, Spenden von Unternehmen und Einsatz von möglichst kostengünstigen Arbeitskräften über Minijobs oder ähnliches.
Das Industriemuseum hatte Erfolg, großen Erfolg! Auch unsere Industrie und ihre Produkte sind schließlich eine Kulturleistung, was einige Villinger Stadträte laut Presseberichten vielleicht noch in Villingen akzeptieren, in Schwenningen wohl eher nicht, wie der Südwestpresse tw. zu entnehmen war.
Weil der Plan geboren wurde, dass man alle Schwenninger Museen sinnvoll zusammenschließen könne, wurde bereits in Vorleistung auf eine Stelle im Kulturbereich/ Museen verzichtet und alles wartete auf das Bürkareal.
Geklappt hat das nun nicht! Schuld sind die Sparzwänge, weshalb man auf eine einmalige vermutlich nicht wiederkehrende Chance (das Bürkareal) verzichtete.
Eine überfraktionelle Vereinbarung von vier Gemeinderatsfraktionen legte jetzt fest:
- a) Die Pläne zum Museumsquartier im Gebäude der WBG (Bürkstrasse) werden nicht fortgeführt.
- b) Es werden 1 Mio. Euro Planungsmittel für ein10-Mio-Euro-Museums.Projekt an einem anderen Ort (?) bereitgestellt.
- c) Die WBG erhält die Freigabe zur sofortigen Wieder-Vermietung der entmieteten Räumlichkeiten in der Bürkstrasse.
Der Schwenninger Heimatverein hofft nun trotzdem, dass auf Grund des Vereinigungsvertrages, die Schwenninger Museen an ihren gewohnten Standorten weiterentwickelt werden, die Sicherheitstechnik modernisiert wird und andere heute notwendige bautechnische Veränderungen geschaffen werden, desgleichen dass die in Vorleistung erbrachte Sparleistung an wissenschaftlichem Personal wieder zurückgenommen wird, damit die Konzepte der Schwenninger Museen heutigen wissenschaftlichen Standards angepasst werden können.
Der Schwenninger Stadtteilbürger fragt sich nun schon, ob der Fusionsvertrag nicht mehr gilt?
Und ob es unter kulturellen Gesichtspunkten nicht schlauer gewesen wäre, auf die Städtefusion zu verzichten?
„HONI SOIT QUI MAL Y PENSE – Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.“
Für den Vorstand des Schwenninger Heimatvereins
Dr. Annemarie Conradt-Mach, Hans Martin Weber