2021
100 Jahre
Schwenninger Heimatverein

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Das Schwenninger Heimatmuseum muss so lange erhalten bleiben, bis das neue Museumsareal beim Uhrenindustriemuseum fertiggestellt wird. Die sicherste Verwahrung der im Heimatmuseum stehenden Exponate ist der Verbleib am derzeitigen Standort. Anbei die offizielle Stellungnahme des Vereins und weitere Beiträge

Hans Martin Weber
(2. Vorsitzender)

Stellungnahme 

 

Im Fusionsvertrag für Villingen und Schwenningen von 1971 wurde festgelegt:

  • 11 »Die Stadt Villingen-Schwenningen wird sich der Erhaltung und Förderung ihrer kulturellen Einrichtungen und Werte besonders annehmen. Dies gilt vor allem auch für die bereits bestehenden Museen und Archive[…].«
  • 12 »Die Stadtbezirke Villingen und Schwenningen sind im Rahmen ihrer künftigen Aufgaben in der gemeinsamen Stadt gleichrangig weiter zu entwickeln

Aktuell ist es aber so, dass das Schwenninger Heimatmuseum nur noch dieses Jahr aus Brandschutzgründen auf Anfrage kurzfristig geöffnet wird und der städtischen Galerie in Schwenningen Ende 2022 die Schließung droht. Unter dem Vorwand fehlender Brandschutzmaßnahmen, die grundsätzlich daran liegen, dass notwendige Maßnahmen in der Vergangenheit unterlassen wurden, wird sich zum 50-jährigen Jubiläum 2022 der Stadtteil Schwenningen dann mit einem kulturellen Kahlschlag präsentieren, wenn die Pläne umgesetzt werden.

Der Heimatverein befürchtet, dass das geplante Bürk-Areal wegen drohenden Geldmangels immer weiter auf den St. Nimmerleinstag verschoben wird.

Das Heimatmuseum und die Städt. Galerie dürfen deshalb erst geschlossen werden, wenn deren Sammlungen im geplanten neuen Bürk-Areal gezeigt werden können.

Für den Vorstand des Schwenninger Heimatvereins

Dr. Annemarie Conradt-Mach

  1. Vorsitzende

 

Hans Martin Weber: Schwenningen braucht ein Heimatmuseum und zwar dauerhaft

Wer an Verschwörungstheorien glaubt, der glaubt auch daran, dass dunkle geheime Mächte dabei sind, den Schwenninger ihre Identifikation mit Ihrer Heimat zu rauben. Aber das ist nicht so. Das sind wir selber. Unsere gewählten Vertreter im Gemeinderat tragen die Verantwortung und werden demnächst darüber abstimmen, wie es mit dem Schwenninger Heimatmuseum mit all seinen Exponaten weitergeht.

Auch die Schwenninger Geschichte geht aktenkundig bis ins Jahr 817 zurück und ist auf Grund von Funden und Grabungen noch viel älter. Auch vor dem Dreißigjährigen Krieg (und bereits 50 Jahre später) war Schwenningen unter den umliegenden Dörfern nicht das unbedeutendste – schließlich war es bereits um 1600 mit ca. 700 Einwohnern so groß wie heute Mühlhausen (einschließlich Neubaugebiete) und es hatte seine eigene dörfliche Geschichte als Bauern- und vor allem auch als Handwerkerdorf.

Vor so ziemlich genau 100 Jahren taten sich Schwenninger Bürger zusammen um diese Geschichte Schwenningens der Nachwelt zu erhalten und in einem Heimatmuseum abzubilden. Hierfür wurde 1921 der Schwenninger Heimatverein (damals noch unter dem Namen Verein für Heimatkunde) gegründet und die Stadt stellte 1929 dem Verein ein Gebäude zur Verfügung, um ein Heimatmuseum einzurichten. Auch das war keine Zeit, in der Milch und Honig geflossen ist.

Wenn das Heimatmuseum jetzt geschlossen wird, gehen alle Leihgaben wie z. B. die des Landes, für Schwenningen für immer verloren und für die Auslagerung in diverse Depots gilt, wie man hier sagt, dreimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt. Sparen war schon immer eine lobenswerte Tugend – aber das bedeutet Einsparung laufenden Ausgaben und nicht Verkauf kultureller Investitionsgüter.

Vor einigen Jahren habe ich in Elgin/Schottland in einem Museum folgende Heimatdefinition gelesen, die mich sehr beeindruckt hat: Heimat ist nicht dort wo man geboren ist, sondern dort, wo man sich mit der Geschichte und den Bräuchen identifiziert. Deshalb: Schwenningen braucht ein Heimatmuseum und zwar dauerhaft.

Hans Martin Weber

Neuer Beitrag 09.10.20

Am vergangenen Mittwoch wurde, wie in der Zeitung berichtet, im Verwaltungs- und Kulturausschuss über die Schließung des Heimatmuseums und der Galerie diskutiert ohne eine Empfehlung für die Gemeinderatssitzung in der kommenden Woche zu geben. Ich erlaube mir deshalb an dieser Stelle Argumente und Lösungsansätze für die Erhaltung und vorübergehende Ertüchtigung des Schwenninger Heimatmuseum zu geben.

  • Die sicherste Verwahrung der vorhandenen Exponate ist ihr Verbleib am derzeitigen Standort.
  • Bei kompletter musealer Nutzung des brandschutzunbedenklichen Erdgeschosses könnte sogar noch Platz für Wechselausstellungen geschaffen werden. Der Raum, der derzeit für Büroräume genutzt wird, das ist der ganze Bereich links der Eingangstür bis nach hinten, muss ausschließlich für museale Zwecke verwendet werden. Mein Vorschlag: Dorthin die Allamannenausstellung und der ganze rechte Bereich für Wechsel-/Sonderausstellungen.
  • Konzentrierung auf die Geschichte bis zur Industriealisierung. Die Kienzle-Uhrensammlung sowie alle industriell gefertigten Uhren gehört thematisch ins Uhrenindustriemuseum in der Bürkstraße wie auch die zentrale bürksche Uhrenschalttafel. Dadurch würde das 2. OG brandschutztechnisch sehr entlastet, da dann zum größten Teil nicht mehr öffentlich zugänglich.
  • Ein 2. Fluchtweg vom 1. OG und ggf. auch vom 2. OG lässt sich leicht über das Flachdach des hinteren Anbaues erreichen. Das schließt fast ebenerdig nach hinten an. 
  • Treppenaufgang innen. Durch Trockenständerbauweise mit F90-Platten lässt sich heute brandschutztechnisch schon sehr viel machen, so dass sicher auch hier ein angemessener Brandschutz erreicht werden könnte wie z. B. feuerfeste Abtrennung des rechten Raumes nach oben.
  • Nur minimaler Einsparungseffekt durch die Schließung. Lässt man bei der Einsparungsberechnung die Kostenersparnisse, die bereits schon beschlossen sind (z. B. Personalkosten Museumsleitung) außer Betracht, beträgt die jährliche Einsparung durch die Schließung zwischen 33.000 bis max. 37.000 Euro. Dem stehen zusätzlich erhebliche Kosten für Einlagerung und Ausräumen gegenüber.
  • Führungen/Sonderführungen. Im Rahmen der Stärkung des Ehrenamtes bin ich voll überzeugt, dass Führungen im Museum durch Ehrenamtliche bewerkstelligt werden können. Kompetente Mitglieder des Schwenninger Heimatvereins sowie einige Stadtführer stellen sich hierzu gerne zu Verfügung. Durch neue Ideen und mehr Führungen lässt sich auch die Besucherzahl wieder erhöhen.
  • Finanzierung des Neubaues Bürkareal. Der beste Beitrag zur Finanzierung des Neubaues Bürkareal ist ein zeitnaher Verkauf des Heimatmuseumsgebäudes mit dem Neubaubeginn. Nur dadurch ist auch garantiert, dass der Verkaufserlös für die Finanzierung verwendet wird.

Für die Galerie lassen sich sicherlich ähnliche Argumente finden.

Deshalb gilt für mich auch weiterhin: Bei etwas gutem Willen kann das Heimatmuseum erhalten bleiben. Das Heimatmuseum und die Galerie dürfen erst geschlossen werden, wenn deren Sammlungen im neuen Bürkareal gezeigt werden können.

Hans Martin Weber

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