2021
100 Jahre
Schwenninger Heimatverein

Jubiläumsaktivitäten

- Festakt im St. Franziskus-Gemeindezentrum am Samstag, 25. Sept. 2021

- Heimatblättle: 11 Jubiläumsausgaben (siehe unten)

- Vorträge begleitend zu den Heimatblättlethemen *)

- Fahrradführung zum Geschichts- und Naturlehrpfad

*) Coronabedingte Anmerkungen: Einige Vorträge werden ONLINE gestellt oder verschoben. Die Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben. 

Angefügt finden Sie die Jubiläumsthemen der Heimatblättle sowie einen Beitrag über die Gründung unseres Vereins von Dr. Annemarie Conrad-Mach, 1. Vorsitzende des Heimatvereins. Siehe dazu auch  "Vereinschronik" (Rubrik "Heimatverein" auf dieser Homepage).

 

Heimatblättlethemen im Jubiläumsjahr

Entstehung der Schwenninger Gemarkung (Jan), Schwenningen im Bauern- und 30jährigen Krieg (Feb), Die Schwenninger Bauerntracht (März), Geschichte des Heimatvereins (April), Handwerk und Arbeitsteilung im Absolutismus sowie Schwenninger Auswanderungsbewegung (Mai), Wege zur Industriealisierung sowie Kampf für den Eisenbahnanschluss (Juni), Schwenninger Uhrenpioniere (Juli/Aug), Größtes württembergisches Dorf und Wege zur Fabrikenstadt (Sep), Schwenninger Kulturschaffen nach dem 2. Weltkrieg (Okt), Projekte des Heimatvereins (Nov), Schwenninger Museen und Helmuth-Kienzle-Sammlung (Dez.)

 

100 Jahre Schwenninger Heimatverein 1921 – 2021 (Dr. Annemarie Conradt-Mach)

Anfang 1921 wurde in Schwenningen der Verein für Heimatkunde gegründet, rund zwei Jahre nach dem 1. Weltkrieg in einer wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeit.

Im Juli 1920 kam es zu eine Demonstration des Schwenninger Gewerkschaftskartells gegen die allgemeine Teuerung, Die Schwenninger Kinder litten unter Mangelernährung und es gab Wohnungsnot.

Am 31. August 1921 protestierten die Schwenninger Arbeiter gegen die Ermordung Matthias Erzbergers. Vom 31. August bis zum 4. September kam es zum Generalstreik in Schwenningen, dem sogenannten Steuerstreik. Im Zusammenhang mit dieser Streikaktion wurde das Schwenninger E-Werk stillgelegt. Die Konflikte zwischen den politischen Parteien nahmen zu und auch die Konflikte zwischen den sozialen Klassen.

In dieser unruhigen Zeit fanden sich am 2. Februar 1921 einflussreiche Schwenninger Männer zusammen und gründeten den „Verein für Heimatkunde“. Die Gründer vertraten zwar unterschiedliche Parteien und gesellschaftliche Gruppierungen, lassen sich aber im Wesentlichen einem durch die Industrialisierung entstandenen Schwenninger Bürgertum zuordnen. Man wollte sich um die Erhaltung und die Erforschung der Heimat bemühen und das Ziel verfolgen, eine Sammlung bedeutender heimatgeschichtlicher Objekte zusammenzustellen.

Die große Zeit der Gründung von Altertumsvereinen war eigentlich schon vorbei. Schwenningen hatte seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ein gewaltiges Bevölkerungswachstum erlebt. Viele Menschen waren nach Schwenningen gezogen, um in den Fabriken zu arbeiten. Das Wachstum der Fabrikindustrie hatte den Ort in kurzer Zeit radikal verändert. Einige Schwenninger waren dadurch zu Ansehen und beachtlichem Reichtum gekommen, viele Neuschwenninger mussten sich erst einmal in ihrer neuen Heimat zurechtfinden. Da lag es nahe die noch verbliebenen Zeugnisse einer vergangenen bäuerlich-handwerklichen Tätigkeit für die Nachwelt zu bewahren, da lag es nahe den Reichtum und den Erfolg einer eher jungen bürgerlichen Welt zu präsentieren und auch den Nachweis zu erbringen, dass dieses Gemeinwesen auf eine bedeutende und uralte alemannische Tradition zurückblicken konnte.

Gerade in einer Zeit, in der die gesellschaftlichen Konflikte stark waren, die sozialen Gruppen auseinandertrifteten, schien der Verein für Heimatkunde ein Zeichen für Gemeinsamkeit zu setzen, er versuchte historische Gegenstände zu sammeln, die als Symbole für gemeinsame Geschichte und gemeinsame Leistung dienten und der Verein versuchte die Heimat auch mit wissenschaftlichem Anspruch zu erforschen.

Die Erforschung der Heimat sollte schließlich in einer chaotischen Zeit Gemeinschaft stiften.

 

Bild: Kuppel Janusc-Korczak-Schule (ehem. Realanstalt, Fertigstellung 1902) 

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